Wir werden heute Abend über Gnadengaben sprechen. Und die Gnadengaben der Ermahnung und Ermutigung kommen ganz gewiss sehr häufig durch Musik. Dafür bin ich sehr dankbar.
Viele Leute sagen: „Wir möchten uns dringend beteiligen. Wir wollen unbedingt dienen. Wir brauchen dringend jemanden, der uns dient. Wir wollen wirklich am Leben der Gemeinde teilhaben.“ Wisst ihr, die Gemeinde ist so abhängig von derartigem gegenseitigen Dienst, diesem gemeinsamen Leben, der gewaltigen Bereicherung, die sich ergibt, wenn Heilige einander dienen. Darüber wollen wir heute Abend reden. Schlagt eure Bibeln also bitte bei Römer Kapitel 12 auf.
Ich habe diese Woche etwas gelesen – wenn ich drüber nachdenke, lese ich jede Woche bzw. jeden Tag. Und ich kaufe immer wieder diese billigen Lesebrillen … kennt ihr dieses Problem? Einfach in einer Drogerie, wisst ihr? Aber ich las etwas über einen Mann in Saskatchewan in Kanada, einer kleinen Präriestadt, der es sich zu seinem Lebensziel gemacht hat, großartige Violinen zu sammeln. Und dieser Artikel, den ich las, besagte, dass er inzwischen 25 der weltweit seltensten und wertvollsten Violinen hat und diese in seinem Haus in dieser Präriestadt in Saskatchewan aufbewahrt.
Nun, das Traurige daran ist, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass irgendjemand diese Violinen jemals spielen wird. Wäre es nicht fantastisch, wenn 25 großartige Violinisten diese 25 Violinen in die Hand bekämen, die irgendwo im Haus dieses Mannes liegen? Leider sind viele Gemeinden genauso. Sie sind eine Ansammlung begabter Christen, aber keiner von ihnen macht irgendwelche Musik. Sie wurden einfach alle irgendwo angesammelt und warten darauf, gespielt zu werden. Manche von ihnen haben zusätzliche Fähigkeiten erworben durch Bibelschulen, Erfahrungen an der Universität oder Dienst an anderen Orten, aber momentan sind sie einfach nur da. Ich vermute mal, die Gemeinde hat ihre eigenen Museumsstücke, nicht wahr? Es ist tragisch, daran zu denken. Seht ihr, wir brauchen einander so sehr.
Steven Franklin sagte einmal: „Während amerikanische Mütter die ersten Schuhe ihrer Kinder oft in Bronze gießen und aufbewahren und Freiheit und Unabhängigkeit feiern, bewahren japanische Mütter vorsichtig einen kleinen Teil der Nabelschnur des Kindes auf und feiern Abhängigkeit und Loyalität.“ Das gefällt mir. Abhängigkeit und Loyalität, zwei großartige Worte … meine Güte, das sind großartige Worte. Sie beschreiben Gottes Plan für seine erlöste Familie. Wir sind voneinander abhängig und müssen loyal gegenüber dem Anderen sein.
Manchmal bin ich verstört, wenn ich höre, dass Leute dies „die Gemeinde von John MacArthur“ nennen. Das ist nicht der Fall. Das ist sie nicht. Ich werde eines Tages nicht mehr da sein, irgendwie werde ich nicht mehr da sein. Vielleicht sind wir alle zusammen entrückt worden oder vielleicht werde ich vor euch gehen, falls der Herr mich zu sich nimmt – was auch immer sein Plan vorsieht. Und dies hier wird die Gemeinde Jesu Christi sein, ob ich da bin oder nicht. Das hier ist nicht meine Gemeinde, es ist eure Gemeinde, es ist Gottes Gemeinde. Und das hier ist eine Gemeinde, in der es Abhängigkeit und Loyalität geben muss. Und der Leib Christi muss sich auf diese Dinge konzentrieren.
Das ist in unserer Gesellschaft nicht einfach. Wir wissen das. Es ist eine Gesellschaft, die nur mit sich selbst beschäftigt ist. Unsere Gesellschaft frönt dem eigenen Ego gerne, nicht wahr? Sie frönt dem Körper, der Psyche, den Gelüsten und Begierden. Und sie ist versessen darauf, dass niemand sich dem in den Weg stellt. Ehrlich gesagt ist es kaum verwunderlich, dass unsere Gesellschaft so gewaltige Probleme mit psychischen Erkrankungen hat, denn egoistische Menschen sind in der Regel Menschen, die psychisch krank sind. William Kilpatrick, ein Professor für Schulpsychologie am Boston College und Harvard-Absolvent, hat in einem recht neuen Buch mit dem Titel Psychological Seduction – The Failure of Modern Psychology [~Psychologische Verführung – Das Scheitern der modernen Psychologie] Folgendes geschrieben: „Extreme Formen psychischer Erkrankungen sind immer extreme Fälle von Ichbezogenheit. Die sie auszeichnende Eigenschaft, das, was paranoide Menschen buchstäblich von anderen unterscheidet, ist übertriebene Unsicherheit.“
Man wird so ichbezogen, dass das zu Paranoia führt. Christliche Theologen haben sich im Laufe der Geschichte – lange vor Zeiten der Psychologie –immer wieder mit den verheerenden Folgen der Selbstliebe, der Ichbezogenheit, der Zufriedenheit damit, eigene Gelüste zu befriedigen, eigene Begierden und Bedürfnisse zu stillen, auseinandergesetzt. Bereits zu Zeiten von St. Augustin musste die Gemeinde sich zum Beispiel mit diesem Problem auseinandersetzen. St. Augustin schrieb: „Zwei Lieben haben also zwei Städte gegründet: die Liebe für sich selbst, die bis zur Verachtung Gottes führt, - die irdische Stadt; die Liebe zu Gott, die bis zur Verachtung seiner selbst führt, - die himmlische Stadt.“[1]
„Kurz gesagt verherrlicht Erstere sich selbst, Letztere verherrlicht den Herrn.“
Dieses Problem bestand also schon in der damaligen Zeit. Johannes Calvin sagte: „Denn wir alle eilen so eifrig in die Richtung der Selbstliebe, dass jeder denkt, er hätte guten Grund dafür, sich selbst zu erheben und alle anderen im Vergleich zu verachten.“ Und dann bot er ein Heilmittel für dieses Problem in der Gemeinde an: „Es gibt kein anderes Heilmittel, als diese überaus giftigen Plagen, Selbstliebe und Liebe zum Sieg, an der Wurzel zu packen und auszureißen. Das ist es, was die Lehre der Schrift tut. Denn sie lehrt uns, daran zu denken, dass das, was Gott uns verliehen hat, nicht unser Eigentum ist, sondern seine kostenlose Gabe und dass diejenigen, die sich damit brüsten, ihre Undankbarkeit offenbaren.“
Und der Autor des Hebräerbriefs war mit demselben Problem in der Gemeinde, an die er schrieb, konfrontiert und sagte, wir müssen an den Punkt kommen, wo wir einander zu Liebe und guten Werken anregen und unsere eigenen Versammlungen nicht verlassen. Hier finden wir einen Aufruf zu selbstlosem Dienst, wie in all den anderen Textstellen.
Und das führt uns direkt zu Römer 12. Alles beginnt damit, dass wir unseren Leib als lebendiges Opfer darbringen. Wenn ihr euren Sinn erneuern lasst, wird euer Wille Gottes Wille sein, damit beginnt es. Daraus folgt dann die Reaktion der korrekten Ausübung der Gnadengaben, ab Vers 3 bis Vers 8. Und dort setzen wir an.
Was haben wir letztes Mal gelernt? Wenn wir das nutzen wollen, was Gott uns gegeben hat, wenn wir unsere Abhängigkeit und Loyalität wirklich unter Beweis stellen wollen, wenn wir selbstlos und aufopfernd sein wollen, wenn wir unser Leben Gott als lebendiges Opfer darbringen wollen – was die einzige Lösung ist -, wenn wir das tun wollen, müssen wir uns auf die richtige Ausübung der Gnadengaben konzentrieren. Und das Erste, was wir hier gesehen haben, ist die richtige Einstellung in Vers 3. Lasst uns einen Moment dahin zurückgehen. „Denn ich sage kraft der Gnade, die mir gegeben ist, jedem unter euch, daß er nicht höher von sich denke, als sich zu denken gebührt, sondern daß er auf Bescheidenheit bedacht sei, wie Gott jedem einzelnen das Maß des Glaubens zugeteilt hat.“
Das Erste ist die richtige Einstellung, denkt nicht höher von euch, sondern richtig. Wir haben gesagt, dass das das richtige Maß der Demut ist. Und Demut ist eine angemessene Selbsteinschätzung und ein dankbares Herz, das weiß, dass Gott die Quelle ist. Angemessene Demut ist eine korrekte Einschätzung der eigenen Begabung, damit wir uns, wenn wir versuchen, unsere Gaben zu verstehen, nicht übernehmen, unsere Funktion nicht übertreiben, oder dass wir unsere Funktion nicht unterschätzen und gering schätzen. Gott hat jeden von uns einzigartig gemacht und das müssen wir verstehen. Und wenn die Menschen verstehen, wer sie sind, was ihre Gaben sind, und sie demütig und dankbar würdigen, ein dankbares Herz haben und ausziehen, um diese Gaben auszuüben, dann wird der Leib gesund sein.
Vor einigen Jahren wurde im Springfield Oregon Public School Newsletter ein Artikel veröffentlicht, der diesen Punkt sehr gut rüberbrachte. Darin stand: „Es waren einmal Tiere, die entschieden, sie sollten etwas Bedeutendes tun, um sich der Probleme der Neuen Welt anzunehmen. Also organisierten sie eine Schule. Sie gaben sich einen Lehrplan, der Rennen, Klettern, Schwimmen und Fliegen beinhaltete. Um die Verwaltung des Lehrplans leichter zu machen, belegten alle Tiere alle Fächer. Die Ente konnte hervorragend schwimmen. Sogar besser als ihr Lehrer. Aber beim Fliegen bestand sie nur knapp und beim Rennen war sie sehr schlecht. Da die Ente im Rennen sehr langsam war, musste sie das Schwimmen aufgeben und nach der Schule dortbleiben, um Rennen zu üben. Dadurch wurden ihre Schwimmfüße so beschädigt, dass sie nur noch durchschnittlich gut schwimmen konnte. Aber durchschnittlich gut war vollkommen akzeptabel, also sorgte sich niemand darum, außer der Ente.
Das Kaninchen war Klassenbester im Rennen, entwickelte jedoch nervöse Zuckungen in den Beinmuskeln, weil es soviel zusätzliches Training für das Schwimmen absolvieren musste. Das Eichhörnchen war hervorragend beim Klettern, war beim Fliegen jedoch ständig frustriert. Der Grund dafür war, dass sein Lehrer von ihm verlangte, von unten nach oben zu fliegen, statt von der Baumkrone nach unten. Das Eichhörnchen bekam Muskelkrämpfe durch Überlastung und erhielt nur eine „3“ im Klettern und eine „4“ im Rennen.
Der Adler war ein Problemkind und wurde streng gezüchtigt, weil er sich nicht anpasste. Beim Klettern war er vor allen anderen oben auf dem Baum, aber er bestand darauf, nach seiner eigenen Methode vorzugehen.“
Die offensichtliche Moral der Geschichte ist einfach. Jedes Geschöpf hat seine eigenen Fähigkeiten, mit denen es erfolgreich sein wird, sofern es nicht gezwungen wird, in eine Rolle zu schlüpfen, die nicht zu ihm passt. Wenn das geschieht, führen Frustration, Entmutigung und sogar Schuld zu Mittelmaß und letztendlich sogar zu Niederlagen. Eine Ente ist eine Ente und nichts anderes. Ihr Körperbau versetzt sie in die Lage, zu schwimmen, nicht zu rennen oder zu fliegen und ganz gewiss nicht dazu, zu klettern. Und ein Eichhörnchen ist ein Eichhörnchen etc.
Und was auf diese Geschöpfe zutrifft, gilt in der Realität auch für Christen in der Familie Gottes. Gott hat uns nie alle gleich geschaffen. Er hat uns zu genau dem gemacht, was wir sind. Er hat unsere Unterschiede geplant und konzipiert und er will, dass wir in unserer Einzigartigkeit unsere Funktion im Leib Christi ausüben. Wenn wir das nicht tun, schießen wir vollkommen an Gottes Ziel für uns vorbei. Und wenn wir uns in andere Bahnen lenken lassen und das, wozu wir die Gabe haben, nicht korrekt einschätzen, werden wir frustriert sein und weniger Früchte hervorbringen, als uns bestimmt war. Deshalb müssen wir unsere Gaben korrekt bestimmen und verstehen.
Vergesst bitte nicht Folgendes. Zuerst bringen wir uns als lebendiges Opfer dar. Dann bewerten wir die Gaben, die Gott uns in seiner Gnade gegeben hat, korrekt, demütig und dankbar. Das ist die richtige Einstellung.
Zweitens haben wir in Versen 4 und 5 sowie am Anfang von Vers 6 die richtige Beziehung gesehen. So wie wir viele Glieder in einem Leib haben - hier geht es um den physischen Leib -, doch nicht alle Glieder dieselbe Funktion haben, da jedes anders ist, so sind auch wir, die vielen, ein Leib in Christus und als einzelne untereinander Glieder. Wir haben unterschiedliche Gnadengaben gemäß der uns verliehenen Gnade.
So wie der Leib eins ist und gleichzeitig aus vielen Gliedern besteht, so ist die Gemeinde eins und besteht doch gleichzeitig aus vielen Gliedern. Und Vers 6 besagt, dass wir Gaben haben, charismata, abgeleitet von dem Wort charis, „Gnade“, „Gnadengaben“. Von Gott gegebene Kanäle in einem Gläubigen, die von Gott für jeden Christen dazu gedacht sind, dass der Heilige Geist durch sie wirken kann, um die Gemeinde aufzubauen. Es gibt Kanäle in uns, durch die der Geist Gottes dienen kann. Sie sind für das Gemeinwohl. Meine Gaben sind für die Gemeinde. Eure Gaben sind für die Gemeinde. Sie sind nicht für mich … meine Gaben sind nicht für mich, eure Gaben sind nicht für euch. Meine sind für euch und eure sind für mich. So läuft das.
Das offensichtliche Wirken des Geistes, 1. Korinther 12,7, wird jedem zum allgemeinen Nutzen verliehen. Für wessen Nutzen? Zum Nutzen des Leibes, zur Unterweisung des Leibes, zur Ermutigung des Leibes, um den Leib aufzubauen und zu erbauen, wie es in 1. Korinther 14,12 heißt, zur Erbauung der Gemeinde. Jeder von uns ist also von Gott auf besondere Weise gemacht. Wir sollten das verstehen. Wir sollten uns als lebendiges Opfer darbringen. Wir sollten uns ehrlich betrachten, uns weder über- noch unterschätzen, sondern weise über das nachdenken, was Gott uns als Aufgabe zugeteilt hat. Und wenn wir aufrichtig danach streben, und letzte Woche haben wir einige Möglichkeiten gesehen, das zu tun, dann wird Gott uns, meiner Meinung nach, sehr klar zeigen, was sein Wille für uns ist.
Lasst uns also dort weitermachen, wo wir aufgehört haben, und zu Vers 6 gehen. Hier sehen wir den korrekten Dienst … den korrekten Dienst. Die richtige Beziehung ist, dass wir ein Leib sind. Und ein Leib ist abhängig. Wir sind nicht voneinander losgelöst, sondern eng miteinander verbunden. Wir sind vollkommen abhängig von dem Austausch, der zwischen uns stattfindet - ebenso, wie ein Leib von dem Austausch zwischen seinen lebenswichtigen Organen abhängig ist. In Vers 6 beginnt Paulus deshalb, Beispiele für Gnadengaben zu nennen … den korrekten Dienst: Weissagung, Dienst, Lehre, Ermahnung, Geben, Vorstehen und Barmherzigkeit erweisen.
Bevor wir diese betrachten, möchte ich allerdings sagen, dass die Gnadengaben im Neuen Testament in der Regel in drei Kategorien fallen. Okay? Drei Kategorien. Es gibt Zeichengaben, Redegaben und Dienstgaben.
Die Zeichengaben waren als Zeichen gedacht, die auf etwas Bedeutendes hinwiesen. Es gab sie nur zur Zeit der Apostel. Es gab sie nur zur Zeit des Neuen Testaments. Sie waren einzigartig, um den Neuen Bund zu errichten, in der Zeit, als Israel den Messias ablehnte und die Lehre der Apostel bestätigt werden musste. Es gab sie nur zu der Zeit, als die Heilige Schrift verfasst wurde. Deshalb werden sie in 2. Korinther 12,12 als besondere Gaben oder Zeichen eines Apostels bezeichnet. In 2. Korinther 12,12 heißt es: „Die Zeichen eines Apostels sind unter euch gewirkt worden in aller Geduld“, … und was sind diese Zeichen? ..., „in Zeichen und Wundern und Kraftwirkungen.“ Die Zeichengaben, oder Wundergaben, wie Sprachenreden und Heilen und Wunder und so weiter, das Auslegen der Sprachen, diese Wundergaben waren auf das Zeitalter der Apostel beschränkt.
Sie sind jene Gaben, auf die auch in Hebräer Kapitel 2 verwiesen wird, wo es heißt, dass Gott sein Zeugnis gab bei denjenigen, die mit dem Herrn waren, den Aposteln, mit Zeichen und Wundern und mancherlei Kraftwirkungen und Austeilungen des Heiligen Geistes. Im Markusevangelium Kapitel 16,20 heißt es über die Apostel: „Sie aber gingen hinaus und verkündigten überall; und der Herr wirkte mit ihnen und bekräftigte das Wort durch die begleitenden Zeichen.“ Die Werke der Apostel waren von Zeichengaben, von Wundern, begleitet, damit die Menschen wüssten, dass sie von Gott waren. Es gab keine Bibel. Es gab kein Neues Testament, mit dem sie die Lehre der Apostel vergleichen konnten, deshalb waren es die Wunder, die ihre Authentizität bestätigten.
Die Zeichengaben tauchen auch in 1. Korinther 12 auf, wo Paulus über die Gaben spricht. 1. Korinther 12 wurde ca. 54 n.Chr. geschrieben, natürlich nach der Geburt Christi. Im Jahr 58 n.Chr. war dann bereits der Römerbrief geschrieben worden. Das Faszinierende daran ist, dass die Liste der Gnadengaben, die Paulus im Römerbrief aufführt, im Gegensatz zu der Liste im Korintherbrief keine einzige Zeichengabe enthält. Nur wenige Jahre zuvor waren sie ein zentraler Bestandteil der Liste in 1. Korinther gewesen. In der Liste im Römerbrief werden sie überhaupt nicht erwähnt. Im Epheserbrief, der ca. 63 n.Chr. geschrieben wurde, findet sich eine weitere Liste der Gnadengabe, und auch dort werden sie nicht erwähnt. Und in 1. Petrus 4, im Jahr 66 n.Chr., werden die Gaben erwähnt und auch dort sind keine Zeichengaben aufgeführt.
Es scheint, als könne man in der Abfolge der Bücher des Neuen Testaments einen Rückgang dieser Gaben verzeichnen. Nun, was ist übrig? Wenn die Zeichengaben mit den Aposteln ausgestorben sind, was ist noch übrig? Ihr braucht lediglich zu 1. Petrus 4 zu gehen und dort werdet ihr sehen, was noch übrig ist – die anderen beiden Kategorien. In 1. Petrus 4,10 heißt es: „Dient einander, jeder mit der Gnadengabe, die er empfangen hat, als gute Haushalter der mannigfaltigen Gnade Gottes.“ Gott hat euch in seiner Gnade Gaben zugeteilt; ihr habt eine Gabe erhalten, seid gute Verwalter dieser Gabe und nutzt sie, um zu dienen. Eure Gabe ist nicht euer Eigentum, ihr verwaltet sie lediglich für Gott. Sie gehört Gott. Er hat sie euch gegeben … zur Verwaltung. Ihr solltet sie zu seiner Ehre ausüben. Okay? Da ihr sie erhalten habt, sollt ihr sie also auch ausüben.
Und dann unterteilt er diese Gaben in Vers 11 in zwei Arten: „Wenn jemand redet, so [rede er es] als Aussprüche Gottes; wenn jemand dient, so [tue er es] aus der Kraft, die Gott darreicht.“ Und er unterteilt die Gaben in diese beiden Kategorien: Redegaben und Dienstgaben; er sagt nichts über Zeichengaben, die natürlich einzigartig für das Zeitalter der Apostel waren.
Hier, in Römer Kapitel 12, werden diese Zeichengaben nicht erwähnt. Paulus gibt hier Anweisungen für das fortwährende Gemeindeleben. Es war nicht nötig, die Gemeinde in Rom zurechtzuweisen – im Gegensatz zu der Gemeinde in Korinth, die zurechtgewiesen werden musste, weil sie diese Zeichengaben missbrauchte, vortäuschte und falsch einsetzte. Aber das ist im Römerbrief nicht der Fall, und als er hier über das fortwährende Gemeindeleben spricht, sagt er nichts über die Zeichengaben; ebenso, wie im Epheserbrief und in 1. Petrus nichts darüber steht. Es bleiben uns also im Prinzip zwei Kategorien von Gaben – die Redegaben, wie Weissagung und Lehre und Ermahnung, und die Dienstgaben, wie Geben, Vorstehen und Barmherzigkeit erweisen. Ich möchte nur, dass ihr seht, warum Paulus diese Zeichengaben auslässt; es liegt daran, dass diese zeitlich befristet sind. Es liegt daran, dass sie auf ein bestimmtes Zeitalter beschränkt sind und nicht für das fortwährende Gemeindeleben gedacht sind. Und seine Anweisung für den fortwährenden Gemeindedienst schließt sie nicht mit ein.
Jetzt noch eine kurze Anmerkung. Die Liste in 1. Korinther wird als „Geisteswirkungen“ bezeichnet. Das griechische Wort dafür lautet pneumatikon, hier werden sie charismata, Gnadengaben, genannt. An einer Stelle bezieht „geistlich“ sich einfach auf ihren Ursprung. Sie sind die Energie des Geistes. Sie beziehen sich auf die Kraft, die Energie, die geistlich ist. Sie kommt vom Geist Gottes. Hier werden sie als Gnadengaben bezeichnet und bezeichnen damit ihren Ursprung als Gaben, die von Gott gegeben wurden. Beide Begriffe betonen einfach einen anderen Aspekt. Sie sind Gaben, die von Gott in seiner Gnade verliehen wurden und deren Energie vom Heiligen Geist kommt. Aber ob sie hier als „Geisteswirkungen“ oder als „Gnadengaben“, charismata, bezeichnet werden, sie beziehen sich auf dieselbe Sache.
Ein weiterer Gedanke ist, dass die Liste in 1. Korinther einige Dinge einschließt, die hier nicht bei den Rede- und Dienstgaben aufgeführt sind; andererseits gibt es hier einige Gaben, die nicht in 1. Korinther aufgeführt sind. Das sagt mir, dass das keine starren, absoluten Listen sind, sondern dass es eine gewisse Flexibilität und einen gewissen Spielraum gibt. In 1. Korinther seht ihr zum Beispiel die Gabe des Wortes der Weisheit, des Wortes der Erkenntnis – der Lehre sehr ähnlich. Dort habt ihr die Gabe der Weissagung und hier habt ihr die Gabe der Weissagung. Hier habt ihr die Gabe des Dienens, in 1. Korinther habt ihr die Gabe der Hilfeleistung. Hier habt ihr die Gabe des Vorstehens, in 1. Korinther habt ihr die Gabe des Leitens. In 1. Korinther werden die Gaben des Glaubens und der Unterscheidung von Geistern hinzugefügt. Im Römerbrief werden die Gaben der Ermahnung, des Gebens und des Erweisens von Barmherzigkeit hinzugefügt. Manche dieser Gaben sind also identisch, manche sind ähnlich und andere sind unterschiedlich.
Das sagt mir, dass es große Vielfalt gibt und dass das Neue Testament nicht versucht, uns einzuschränken, als sei das alles, was es gibt. Die mangelnde Präzision und die recht zufällige Überlappung ist ein sehr guter Hinweis darauf, dass das nur Beispiele der Dimension von Funktionen im Leib Christi sind. Ich nenne sie gerne allgemeine Kategorien von Gaben, die sich auf vielseitige Weise manifestieren könnten. Wie ich bereits in der Vergangenheit gesagt habe, könnt ihr hundert Leute nehmen, die die Gabe der Lehre haben, und bei jedem einen Unterschied sehen, weil Gott sie einzigartig gemacht hat. Diese Kategorien sind sehr allgemein und sie können vermischt sein – so wie ich die Illustration der Farbpalette eines Malers verwende, der seine Farben vermischt, um genau den richtigen Ton zu erzielen. Gott hat uns in einer einzigartigen Farbe gemacht und die Gaben vermischt, die er für uns vorgesehen hat, sodass wir eine einmalige Gabe haben, die man nur schwer benennen kann, weil sie einzigartig für uns ist.
Vergesst also bitte nicht, dass es nicht eine Fülle gelber Quietscheentchen geben wird, die alle genau dasselbe tun. Das sind Kategorien von Gaben, die sich durch eine breite Vielfalt auszeichnen und durch eine Vermischung der Kategorien. Vielleicht seid ihr selber sogar eine Mischung dieser Kategorien. Aber das sind Beispiele und hier im Römerbrief stellen sie eine recht umfassende Auswahl von dem dar, womit die Gemeinde nach Paulus‘ Willen beschäftigt sein soll. Erstens, bringt euch dem Herrn als Opfer dar. Zweitens, schätzt richtig ein, welche Aufgabe euch Gott gegeben hat. Drittens, begreift, dass ihr euch als Glied eines Leibes vermischen müsst und wichtig seid, ihr seid absolut unverzichtbar, ihr seid von zentraler Bedeutung dafür. Und dann sollt ihr eure Gabe ausüben, sagt Paulus. Das ist es, worum es ihm in der Mitte von Vers 6 geht. Ihr habt die Gabe der Weissagung – dann weissagt; die Gabe des Dienstes – dann dient; die Gabe des Lehrens – dann lehrt; die Gabe des Ermahnens - dann ermahnt; die Gabe des Gebens – dann gebt in Einfalt; die Gabe des Vorstehens – dann tut es mit Eifer; die Gabe des Barmherzigkeit Übens - dann tut es. Tut es einfach. Es ist ermahnend. Er argumentiert nicht. Wie in 1. Korinther, wo er die Gaben präsentiert. Dort ist das mehr oder weniger apologetisch. Er versucht irgendwie, sie zurechtzuweisen und wieder auf den rechten Weg zu bringen und sie in den richtigen Dingen über Gaben zu unterweisen. Hier nimmt er sich die Gaben einfach eine nach der anderen vor und sagt, wenn ihr diese Gabe habt, übt sie aus. Ihr präsentiert euch als lebendiges Opfer, ihr schätzt richtig ein, welche Aufgabe Gott euch zugeteilt hat, ihr begreift, dass ihr für den ganzen Leib Christi von strategischer Bedeutung seid und dann legt ihr los. Da ist kein Raum, sich gehen zu lassen.
Das ist eine wichtige Botschaft. Manche Leute sagen: „Nun, zu diesem Zeitpunkt in meinem Leben tue ich nichts.“ Das ist nicht lobenswert. Ihr habt eine Gabe – nutzt sie. Darauf liegt der Nachdruck. Und wenn ihr sie nicht nutzt, habt ihr vielleicht die ersten elf Kapitel des Römerbriefs vergessen, oder? Alles, was Gott für euch getan hat. Ihr sagt vielleicht: „Nun, Herr, es ist einfach so … wenn du wüsstet, wie voll mein Terminkalender ist; meine Güte, das ist so anstrengend.“ Aha. So etwas zu hören, muss eine große Enttäuschung für den Herrn sein. Ich meine, derjenige, der auf die Welt kam, um am Kreuz für uns zu sterben, der den höchsten Preis gezahlt hat, der sündenlose Sohn Gottes, wurde für uns zur Sünde und hat alles Mögliche durchgemacht. Dann ist da noch die Barmherzigkeit Gottes, die in Kapiteln 1 bis 11 beschrieben wird, und wir sagen: „Herr, ich würde mich ja gerne beteiligen, um dir meine Dankbarkeit zu zeigen, aber du weißt nicht, wie voll mein Terminkalender ist.“ Gott sei uns gnädig. Was für eine Art von Dankbarkeit soll das bitte sein?
Erstens zeigt mir das, dass ihr euch nicht als … was? … lebendiges Opfer dargebracht habt. Unsere Gemeinde braucht das. Ich vermute, es gibt Leute hier, die vermuten, dass die Dinge einfach von alleine laufen, ob sie selbst etwas tun oder nicht. Das ist nicht der Fall. „Ach, ihr habt so viele kompetente Leiter und so viele gute Leute, die alles tun, es wird sich alles finden, ihr braucht mich nicht. Ob ich nun komme oder nicht komme, ob ich diene oder nicht diene, ihr braucht mich nicht.“ Oh doch, wir brauchen dich. Und manchmal besteht unsere schwierigste Aufgabe im Dienst in dem Versuch, etwas zu tun, was die Leute, die die Gabe dafür haben, nicht tun. Und dann versucht ihr, den Organismus zu organisieren und das ist schwer.
Ihr müsst das also tun. Genau darum geht es. Es ist eine Ermahnung. Und sie kommt nicht aus heiterem Himmel: „He, tu das.“ Und ihr antwortet darauf: „Vielleicht, vielleicht auch nicht.“ Diese Aufforderung kommt nach elf Kapiteln, in denen wir mit den Dingen bombardiert werden, die Gott für uns getan hat. Und jetzt sagt Paulus: „Würdet ihr bitte einfach eure Gaben nutzen?“ Es ist nicht so, als würde er euch oder mich zu etwas auffordern, wozu wir nicht fähig sind, oder? Es ist nicht so, als würde er uns auffordern, etwas zu tun, das unsere Fähigkeiten übersteigt. Er sagt einfach: „Schaut, identifiziert, was ihr tun könnt, überschätzt es nicht, unterschätzt es nicht, seid einfach ehrlich und direkt und schätzt euch selbst richtig ein und tut es, und seid zufrieden.“ Das ist so grundlegend.
„Ich weiß nicht wie“ – ich vermute, man könnte Leute durch Einschüchterung motivieren. Wir könnten die Leute vermutlich dadurch motivieren, dass wir euch etwas unterschreiben lassen und euch jede Woche eine Karte schicken, auf der wir euch an euer Gelübde erinnern. Wir könnten euch vielleicht mit Gottes Gericht drohen. Wir könnten euch vielleicht Geld abknöpfen für jede Woche, in der ihr nicht dient. Und vielleicht würden wir mit einigen dieser Dinge etwas erreichen, aber ich wage zu behaupten, wenn ein Mensch, ein Christ, nicht den inneren Drang verspürt, seine Gaben für den Herrn einzusetzen, der für ihn gestorben ist, dann ist das kein äußerliches Problem, sondern ein innerliches. Und das geht auf Kapitel 12,1 zurück.
Ihr sagt also: „Okay, ich will das tun.“ Hört mir gut zu. Ich kann euch nicht nachdrücklich genug sagen, wie sehr wir davon abhängen. Gottes Reich hängt davon ab. Die Gemeinde hängt davon ab. Und die Tendenz in einer Gemeinde wie unserer ist natürlich, immer mehr Menschen zu bekommenb, und es werden einfach immer mehr.
Eine Sache, auf die wir uns in den nächsten Monaten konzentrieren werden, ist Mitgliedschaft in der Gemeinde. Wisst ihr, das ist ein Thema, das wir lange Zeit nicht forcieren wollten, weil wir in der Nachbarschaft nicht den Eindruck erwecken wollten, wir würde die Leute aus allen anderen Gemeinden abziehen und sie alle bei uns einsperren. Aber wir sind inzwischen an einem Punkt angekommen, wo wir erkannt haben, dass man sich identifizieren und dazugehören muss und dass ihr dienen und eure Gaben nutzen müsst und dass ihr im Gegenzug Fürsorge braucht. Wir wollen uns um euch kümmern. Und wir wollen euch helfen. Wir wollen euch Informationen an die Hand geben, wo ihr diese Gaben einsetzen könnt, mit einer ellenlangen Liste mit ehrenamtlichen Aktivitäten, für die Leute gebraucht werden, die genau eure Gaben haben. Das ist so wichtig.
Nun, lasst uns jetzt diese Gaben betrachten. Was sind die sieben Sachen, die er erwähnt, die uns wirklich dabei helfen, die allgemeinen Bereiche der Begabung zu erkennen? Erstens, Weissagung – Weissagung: „Wenn wir Weissagung haben, [so sei sie] in Übereinstimmung mit dem Glauben.“ Wir können hier implizieren, wenn ihr die Gabe der Weissagung habt, sollt ihr gemäß dem Maß eures Glaubens weissagen.
Ich möchte hier etwas über Weissagungen anmerken, weil das oft falsch verstanden wird. Meiner Meinung nach ist das im Prinzip eine Gabe des Predigens, des Verkündens. Und ich weiß, dass es Leute gibt, die glauben, dass dies eine übernatürliche apostolische Gabe ist, die erloschen ist. Das glaube ich nicht. Ich glaube, es gibt sie noch, und die Tatsache, dass sie in Römer 12 aufgeführt wird, ist ein guter Grund für meine Überzeugung. Sie steht hier, zusammen mit den noch bestehenden Gaben der Gemeinde. Sie ist nicht abgesondert aus diesem Textabschnitt. Sie steht nicht nur in 1. Korinther, wo die Zeichengaben aufgeführt werden, sondern auch hier.
Weissagung ist eine sehr wichtige Gabe … sehr wichtig. Der Apostel Paulus sagte, als er an die Korinther schrieb, am meisten über Weissagung und Sprachenreden. Er sagte am meisten über Sprachenreden, weil das missbraucht wurde, und über Weissagung, weil das vernachlässigt wurde. Aber es ist eine unverzichtbare Gabe.
Erinnert ihr euch an 1. Korinther 14 und einige der Dinge, die er dort sagte, insbesondere „strebt nach der Liebe […], am meisten aber, daß ihr weissagt“? Jemand, der weissagt, erbaut die Gemeinde. Jemand, der weissagt, ist größer als jemand, der in Sprachen redet. Da ihr begierig nach Gnadengaben seid, versucht darin überzuströmen zu Erbauung der Gemeinde; die Weissagung ist ein Zeichen für diejenigen, die gläubig sind. Strebt aufrichtig danach, weiszusagen. Ich meine, er betont hier ganz besonders die Bedeutung der Weissagung.
Der griechische Begriff für „Weissagung“ sagt uns genau, was das bedeutet. Es ist das Wort propheteia, das Verb lautet propheteuo. Wisst ihr, was es bedeutet? Es bedeutet einfach, öffentlich zu sprechen, vor etwas/jemandem zu sprechen. Vor was? Vor Menschen; sich erheben und sprechen. Das ist alles. Das ist nicht besonders mystisch. Es ist nicht einmal besonders außergewöhnlich oder übernatürlich in dem Sinne. Es bedeutet einfach, vor Menschen zu reden. Es ist die Gabe des öffentlichen Redens. Eine Weissagung mag zwar eine übernatürliche Prophezeiung einschließen, wie ein Prophet im Alten Testament oder im Neuen Testament, sie mag auch eine Vorhersage der Zukunft einschließen. Aber ihre primäre Bedeutung ist das öffentliche Reden.
Und die beste Definition einer prophetischen Gabe findet sich in 1. Korinther 14,3: „Wer aber weissagt“, hört jetzt gut zu, „der redet für Menschen.“ Habt ihr das gehört? Wer weissagt, redet für Menschen - das ist die Gabe der Weissagung, sie ist eine Gabe des Redens-zu-den-Menschen. Sie ist eine der Redegaben, die in 1. Petrus 4,11 erwähnt wird: „Wenn jemand redet, so [rede er es] als Aussprüche Gottes.“ Es ist eine Redegabe, die sich Gottes Wort als Inhalt bedient.
Als Gott Moses dazu berief, Israel aus Ägypten zu erlösen – 2. Mose Kapitel 4, und ihr könnt bis Kapitel 7,1 lesen und die Geschichte verfolgen -, sagte Moses: „Ach mein Herr, ich bin kein Mann, der reden kann.“ Gott sagte Folgendes zu ihm: „Weiß ich denn nicht, daß dein Bruder Aaron, der Levit, gut reden kann? […] Du sollst zu ihm reden und ihm die Worte in den Mund legen [… ] und er soll für dich zum Volk reden, so wird er dein Mund sein […]“, … hört jetzt gut zu …, „und dein Bruder Aaron soll dein Prophet sein.“ Was meint er damit? Dein öffentlicher Redner. Das ist alles. Es ging nicht um einen übernatürlichen Propheten, sondern einfach um einen Mann, der vor Menschen stand und sprach. Aaron wird das für dich tun.
Und eine derartige Verwendung finden wir häufig im Alten Testament. In 4. Mose 11,25-26, 1. Könige 18,29, 1. Chronik 25,2-3 und dann natürlich in Matthäus 7, wo die Leute vor dem Gericht stehen und sagen werden: „Haben wir nicht in deinem Namen geweissagt?“ Nun, sie meinten damit: „Wir sind deine Prediger gewesen, wir waren deine öffentlichen Redner, wir haben vor Menschenmengen gestanden und in deinem Namen geredet.“ Aaron sollte in Moses Namen öffentliche Reden halten. Das ist der Gedanke dahinter.
1. Korinther 14,3 ist also eine wunderbare Zusammenfassung. Dort steht, dass derjenige, der weissagt, für Menschen redet. Wofür? Zur Erbauung und Ermahnung und zum Trost. Um sie zu erbauen, um sie zum Gehorsam herauszufordern und sie in Zeiten der Not zu trösten. Das ist es. Es geht nicht unbedingt darum, die Zukunft vorauszusagen. Es geht nicht unbedingt um übernatürliche Offenbarungen. Es geht um öffentliche Rede zum Zweck der Erbauung, des Aufrufs zum Gehorsam und des Trosts. Und der Inhalt dieser Reden sind die Aussprüche Gottes. Diese Reden können an Ungläubige gerichtet sein. Sie können an Gläubige gerichtet sein. Es ist eine Gabe des öffentlichen Redens, die Verkündung vom Wort des lebendigen Gottes. Und in 1. Korinther 14,24-25 finden wir Hinweise darauf, dass sowohl Gläubige als auch Ungläubige die Empfänger des Verkündens bzw. der Weissagung sein können.
In Gottes Plan hat es nie eine Zeit gegeben - niemals in der gesamten Heilsgeschichte, sei es im Alten oder im Neuen Testament und auch nicht in der heutigen Zeit -, wo Gott nicht seine Prediger gehabt hat, wo er nicht seine Redner gehabt hat. Manchmal haben sie durchaus Neues offenbart, keine Frage. Manchmal sprach der Prophet Gottes in dem Sinne, den Hesekiel 7,1 mit den Worten „Und das Wort des Herrn erging an mich folgendermaßen ...“ beschreibt. Und das geschieht im Alten Testament.
Aber es gab auch Zeiten, wo es sich nicht um eine direkte Offenbarung handelte. Sie verkündeten das, was bereits die Aussprüche Gottes waren, was bereits offenbart worden war. Sie wiederholten, was bereits offenbart worden war.
Wenn ihr zum Alten Testament geht, werdet ihr feststellen, dass die Propheten unterwiesen, ermahnten, warnten, zurechtwiesen, ermutigten und Pflicht, Gehorsam und Buße betonten. Sie unterstützten Ehrfurcht. Sie riefen zur Gerechtigkeit auf. Sie verurteilten Sünde. Sie warnten vor dem Gericht. Und sie verhießen Segen. Es war nicht immer eine nagelneue Offenbarung. Es war einfach öffentliches Reden, um die Botschaft Gottes zu verbreiten. Die Betonung lag in der Regel auf der praktischen Anwendung; darauf, das Wort Gottes für den Alltag relevant zu machen. Diese Redner waren sachbezogene Kommunikatoren von Gottes Wort. Sie nahmen das Wort Gottes und stellten einen Bezug zum Alltag her.
Sogar Johannes Calvin sagte: „Wenn ich weissage, habe ich nicht die Gabe, die Zukunft vorherzusagen, sondern die Schrift auszulegen, sodass ein Prophet jemand ist, der Gottes Willen auslegt.“ Ich möchte noch hinzufügen, dass ein Prophet Gottes Willen auch öffentlich verkündet.
In Zürich war es im 16. Jahrhundert üblich, dass alle Gottesdiener jede Woche zu etwas zusammenkamen, was sie als „Weissagung“ bezeichneten. Was war das? Expositorische, exegetische Auslegungen der Schrift. Der Gedanke dahinter war, zum Wort Gottes zu kommen, es auszulegen, und eine Erläuterung des Textes abzufassen, die sich auf die Zeit anwenden ließ. In 2. Petrus 1,19 sagt Petrus sogar, das prophetische Wort sei ein Licht, das an einem dunklen Ort scheint. Es ist das Licht von Gottes Wort, das die Finsternis der Welt angreift.
Es geht also um folgenden Punkt: Die Gabe selbst ist die Gabe, das Wort Gottes zu verkünden, es für den zeitgenössischen Kontext relevant zu machen, eine Gesellschaft damit zu konfrontieren. Wenn ihr die Apostelgeschichte durchgeht, mit den Propheten des Neuen Testaments, werdet ihr dieselbe Illustration in Kapitel 11, 13 und 15 finden. Die Propheten sprachen über eine zeitgenössische Situation, sie wandten die Wahrheit Gottes an. Manchmal war es eine direkte Offenbarung, manchmal eine Wiederholung. Wenn ihr die Gabe der Weissagung seht, zum Beispiel in der Liste in 1. Korinther, wisst ihr, dass sie zur Gabe der Offenbarung passen kann, sie kann zur übernatürlichen Gabe passen. Wenn ihr sie hier seht, wisst ihr, dass sie zu einer erbaulichen Gabe im Leben der Gemeinde passen kann.
Lasst uns jetzt wieder Vers 6 betrachten. Wenn ihr weissagt, so weissagt „in Übereinstimmung mit dem Glauben.“ Manche Leute behaupten, das bedeutet DEM Glauben, und das könnte es durchaus. Ich schwanke hierbei immer hin und her. Bei Dingen wie diesen stelle ich fest, dass ich nicht immer dogmatisch sein kann, aber objektiv gesehen könnte es DER Glaube sein, weil hier ein bestimmter Artikel steht. Aber das bedeutet nicht unbedingt, dass es so sein muss. Es könnte bedeuten, wenn ihr weissagt, weissagt gemäß der Proportion bzw. des Ausmaßes eures Glaubens.
Was bedeutet das? Mit anderen Worten, wenn ihr predigt, sollt ihr dafür sorgen, dass ihr im Einklang mit dem Glauben predigt. „Der Glaube“ bedeutet der offenbarte Glaube. Um es mit den Worten von Judas auszudrücken, „für den Glauben der Heiligen für allemal überliefert“, der biblische Glaube.
Oder es könnte subjektiv sein. Und es könnte bedeuten, wenn ihr weissagt, weissagt gemäß dem Ausmaß des Glaubens. Was bedeutet das? Nach dem Maß des Glaubens, das Gott euch zugeteilt hat, wie es in Vers 3 heißt. Gott hat jedem Menschen ein gewisses Maß an Glauben zugeteilt, eine gewisse Ressource, eine gewisse Kraft, eine gewisse Energie, eine gewisse Fähigkeit, eine Gabe auszuüben. Gott verleiht eine Gabe und dann quasi das nötige Ausmaß des Glaubens, das erforderlich ist, um diese Gabe auszuüben. Es ist durchaus möglich, dass er sagt: „Wenn ihr auszieht, um weiszusagen, tut das im Einklang mit dem Ausmaß der Gabe, die ihr habt ... im Einklang mit dem Ausmaß der Gabe, die ihr erhalten habt.“
Ihr sagt jetzt: „Nun, was von beidem stimmt?“ Beide. Warum also darüber streiten. Wenn ihr das Wort Gottes verkündet, achtet darauf, das Wort Gottes, den Glauben, zu verkünden. Und wenn ihr das tut, achtet darauf, dass es im Einklang mit der euch zugeteilten Fähigkeit steht.
Wendet euch jetzt bitte einen Moment 1. Thessalonicher 5 zu. Das ist ein weiterer Hinweis auf die Bedeutung dieses Ausdrucks und auch die Tatsache, dass es weit über irgendeine Gabe der Offenbarung geht, welche mit dem Ende des Neuen Testaments ein Ende gefunden hat. Hier schreibt der Apostel eine Epistel und erteilt der Gemeinde Anweisungen. Und er schließt mit einigen sehr interessanten Dingen ab. Beginnend in Vers 16 sagt er: „Freut euch allezeit! Betet ohne Unterlaß! Seid in allem dankbar […] Den Geist dämpft nicht! Die Weissagung verachtet nicht! Prüft alles, das Gute behaltet! Haltet euch fern von dem Bösen in jeglicher Gestalt“ und so weiter.
All das gehört zusammen. Vers 18: „Seid in allem dankbar; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch. Den Geist dämpft nicht! Die Weissagung verachtet nicht! Prüft alles, das Gute behaltet!“ Sie gehören alle zusammen. Wenn ihr die Weissagung verachtet, werdet ihr den Geist dämpfen. Wenn ihr die Weissagung akzeptiert, dann prüft sie und geht sicher, dass sie gut ist, nicht wahr? Dämpft den Geist nicht. Aber akzeptiert nicht einfach alles, was euch verkündet wird, in Ordnung? Prüft es. Testet es. Überprüft, ob es gut ist.
Wie testet man das? Nun, der erste Ansatz wäre, zu überprüfen, ob es womit übereinstimmt? Dem Glauben. Und der zweite Ansatz ist in Offenbarung 19,10: „Denn das Zeugnis Jesu ist der Geist der Weissagung.“ Alle wahre biblische Lehre ist das; sie ist die Verkündung von Gottes Wort und die Erhöhung von Gottes Sohn. Sie ist die Verkündung von Gottes Wort: „Wenn jemand redet, so [rede er es] als Aussprüche Gottes“, 1. Petrus 4,11. Sie ist die Erhöhung von Gottes Sohn wie in Offenbarung 19,10: „Denn das Zeugnis Jesu ist der Geist der Weissagung.“ Sie muss das Werk und die Person Christi erhöhen und das Wort Gottes verkünden.
Wenn ihr diese Gabe also habt, nutzt sie … nutzt sie. Wenn ihr fähig seid, öffentlich zu verkünden, dann verkündet öffentlich. Was für eine wunderbare Gabe, wenn ihr sie besitzt. Und sie kommt in allen möglichen Varianten. Zum Beispiel in Form von Menschen, die in gewaltigem Ausmaß vor riesigen Menschenmengen predigen und in Form von Menschen, die an Straßenecken stehen und alles dazwischen. Es ist eine wunderbare, breit gefächerte Begabung, aber was für eine gesegnete. Mir geht es wie vermutlich jedem, der eine bestimmte Gabe hat und einen besonderen Eifer für andere Menschen verspürt, die dieselbe Gabe haben, und will, dass sie umgesetzt wird. Ich bete für mehr Prediger, für mehr Menschen, die eine Leidenschaft für die Verkündung des Wortes haben. Ich will treu sein. Wenn Gott mir die Gabe des Verkündigens gegeben hat, dann will ich verkündigen. Das ist es, was ich will. Ich will meine Gabe für seine Ehre nutzen, als Ausdruck meines dankbaren Herzens.
Paulus sagt also, wenn ihr die Gabe der Weissagung habt, dann übt sie im Einklang mit dem Ausmaß eurer Gabe aus und im Einklang mit dem Glauben, der den Heiligen ein für alle Mal überliefert wurde. Verkündigt das Wort. Das drückt im Prinzip dasselbe aus, was in 2. Timotheus 4 steht – verkündet das Wort, verkündet das Wort. Sei es gelegen oder ungelegen – überführe, tadle, ermahne mit aller Langmut und Belehrung. Nichts wie ran, sagt er. Und lass niemanden darauf hinabschauen und mach dir keine Sorgen, wenn die Leute sich Lehrer nach ihren eigenen Lüsten beschaffen, die sie bei Laune halten. Predige einfach das Wort. Ich habe also einen Auftrag, das habe ich wirklich. Und wenn ihr auch einen habt, solltet ihr den lieber umsetzen. Das ist die Botschaft von Paulus.
Die zweite Gabe ist die Gabe des Dienens; wir werden weniger Zeit damit verbringen. Die erste war die, die ihr unbedingt verstehen müsst. Paulus sagt in Vers 7: „Wenn wir einen Dienst haben“, oder buchstäblich diakonia, die Gabe des Diakons oder der Diakonin, die Dienstgabe. Wenn ihr die Gabe des Dienens habt, so dient. Das ist es, was er sagt. Es ist nicht sehr technisch, sondern besagt einfach, wenn ihr die Gabe des Dienens habt, sollt ihr dienen. Es ist ein praktischer Dienst. Es ist dasselbe wie die Gabe der Hilfeleistungen in 1. Korinther 12,28. Es ist dasselbe Wort, das in Apostelgeschichte 20,35 benutzt wird. Es bedeutet „unterstützen/sich etwas annehmen“. Es ist eine Gabe des Unterstützens, der praktischen Hilfe, eine Gabe des Dienens. Auch diese Gabe könnte Millionen von Facetten haben, so einzigartig wie jeder Einzelne.
Dienen, dienen – das Wort bedeutet buchstäblich, an einem Tisch zu bedienen. Es wird zum Beispiel verwendet, als Jesus die Schwiegermutter von Petrus auferweckt und es heißt, sie stand auf und bediente sie. Sie diakoniate sie – sie diente ihnen. Das bedeutet das Wort. Es bedeutet, jemandem etwas zu Essen zu servieren. Es wird an etlichen Stellen im Neuen Testament benutzt, für eben solche Situationen – zu bedienen, eine Mahlzeit zu servieren. Eine sehr niedere Tätigkeit, aber sehr wichtig. Daraus entwickelte sich ein allgemeiner Begriff für jede Art von geistlichem Dienst. Und ihr werdet feststellen, dass das Wort im gesamten Neuen Testament immer wieder verwendet wird, es ist ein sehr geläufiges Wort. Ich habe es im Neuen Testament fast 75 Mal in der einen oder anderen Form gefunden – dienen in allen möglichen Variationen. Jede Art von unterstützendem Dienst – es könnte der offizielle Dienst von jemandem sein, der als Diakon oder Diakonin designiert ist, es könnte ein inoffizieller Dienst von jemandem sein, der einfach hilft.
In Apostelgeschichte 6 sagten die Apostel: „Schaut, wir müssen uns darauf konzentrieren, den Leuten das Wort zu bringen und zu beten. Lasst uns Leute suchen, die bei Tisch bedienen können. Wir brauchen Unterstützung. Wir brauchen Hilfe.“ Und, glaubt mir, das hat sich nicht geändert. Das hat es wirklich nicht. Die Gemeinde ist von Helfern abhängig. Wisst ihr, wenn Menschen ihre Gaben nicht nutzen, müssen wir jemanden von außen holen, der die Fenster putzt oder dieses oder jenes tut oder wir müssen unser Bestes versuchen, um die Bedürfnisse zu stillen. Aber wenn es Leute gäbe, die einfach sagten „Ich habe die Gabe der Hilfeleistung, ich möchte kommen und das tun“, - wisst ihr, ihr könntet an jedem Wochentag hierherkommen und sagen „Ich bin hier, was kann ich tun.“ Hättet wir genug für euch zu tun? Stellt uns nur einmal auf die Probe. Ihr könntet uns helfen. Ihr könntet Briefe eintüten, ihr könntet Telefonate führen, ihr könntet Sachen reinigen, ihr könntet Krankenhausbesuche machen - es gibt so viele Dinge, die im Dienst zu erledigen sind. Es gibt keine Grenzen, absolut keine Grenzen. Wenn ihr eine derartige Gabe habt, dann setzt sie um.
Und dann erwähnt er die Lehre. Es ist hier nicht meine Absicht, euch eine vollständige Definition jeder Gabe zu geben, denn das ist nicht die Absicht von Paulus. Wir haben das in unserer Serie im 1. Korinther getan. Ich möchte hier nur noch einmal auf den Schwerpunkt der Ermahnung eingehen. Wenn ihr die Gabe habt, übt sie aus. Er erwähnt hier eine dritte – Lehre – und sagt, wenn ihr die Gabe des Lehrens habt, so lehrt. Setzt sie in die Praxis um.
Manche Leute fragen, was der Unterschied zwischen Lehren und Predigen ist? Es ist schwierig, alle Unterscheidungen der griechischen Begriffe rüberzubringen, aber wir wissen Folgendes. Die Gabe des öffentlichen Redens, die Gabe der propheteia, die Gabe des Verkündens, die Gabe des Herolds, quasi, wie Johannes der Täufer, der ein Prophet war und die Ankunft des Messias ankündigte, diese Gabe der Verkündigung ist eine andere als die didaktische Gabe. Hier wird das Wort didasko verwendet, von dem wir „didaktisch“ ableiten. Und was bedeutet das? Dieses Wort impliziert im Prinzip ein formales, systematisches Training oder Lehren. Es wird zum Beispiel vewendet, um einen Chor über viele Woche zu trainieren, bis er endlich das kann, wozu er ausgebildet wurde, und für die Aufführung bereit ist. Die Gabe des Predigens ist eine einmalige Verkündigung. Das ist eine Verkündigung, eine Ankündigung, ein Ankündigen der biblischen Wahrheit.
Aber die Gabe der Lehre ist das systematische Trainieren von Leuten, sie systematisch von A nach B zu bringen. Das kann sich auf einen Lehrer an einer theologischen Hochschule oder einer Bibelschule oder einen Sonntagsschullehrer beziehen. Es kann sich auf jemanden beziehen, der individuelles Jüngerschaftstraining mit jemandem macht, jemand, der einen Anderen von A nach B nach C bringt oder was auch immer. Es ist ein Dienst, der jemand systematisch zum Verständnis der Lehre von Gottes Wort führt. Ich bin sicher, die frühe Gemeinde traf sich jeden Tag. In Apostelgeschichte 2,42 heißt es, sie blieben beständig in der Lehre der Apostel. Dort ging eine didaktische Übung vor sich, bei der die Gemeinde zusammenkam, um das Wort Gottes zu analysieren und zu systematisieren. Und dazu werden wir in Matthäus 28 aufgerufen – wir sollen in alle Welt hinausziehen und Jünger aus allen Menschen machen, sie lehren, sie didaktisch und systematisch im zunehmenden Verständnis von Gottes Wort unterweisen. „Lehrt sie alles halten, was ich euch befohlen habe.“
Gott hat Paulus diese Gabe ganz deutlich verliehen. Paulus war ein Lehrer. Paulus konnte einerseits verkündigen, andererseits aber auch lehren. Er konnte auch systematisch die Wahrheit vermitteln. Lest einfach den Römerbrief und dann werdet ihr wissen, dass er ein Lehrer war. Er konnte besser als jeder Andere systematisieren. Und das sagt er in 2. Timotheus 1,11 mit den Worten: „…Für das ich als Verkündiger und Apostel und Lehrer […] eingesetzt worden bin.“ Er beschreibt sich selbst mit diesen drei Worten. Übrigens ist es keineswegs unüblich, dass Gott einen Menschen befähigt, Prediger und Lehrer zu sein. Paulus war das.
Ich glaube, Timotheus war ein Lehrer. In 2. Timotheus 2,2 sagt Paulus: „Und was du von mir gehört hast vor vielen Zeugen“, und ich glaube, dass Paulus Timotheus systematisch unterrichtet hat, „das vertraue treuen Menschen an, die fähig sein werden, auch andere zu lehren.“ Lehre du sie, dann werden sie andere lehren. Gewöhne dir an, Leute systematisch zu lehren. Timotheus hatte diese Gaben ohne jeden Zweifel.
Ich glaube, Barnabas hatte diese Gabe, wie wir in Apostelgeschichte 15,35 lesen können. Paulus und Barnabas hielten sich in Antiochia auf und lehrten und predigten, sie verkündigten das Wort Gottes und wandten es auf das zeitgenössische Umfeld an und dann kamen sie mit Menschen zusammen und unterwiesen sie systematisch didaktisch in der Wahrheit der Schrift.
In Apostelgeschichte 18,24-25 treffen wir auf einen weiteren großartigen Lehrer – einen Mann namens Apollos, „aus Alexandria gebürtig […], ein beredter Mann, der mächtig war in den Schriften. Dieser war unterwiesen im Weg des Herrn und feurig im Geist; er redete und lehrte genau über das, was den Herrn betrifft.“ Er lehrte sie systematisch.
Ich glaube, Älteste haben diese Gabe. Älteste sollen didaktikos sein, erfahren in Didaktik, fähig zu lehren. Sie sollen eine Begabung dafür haben. Es ist die Fähigkeit, das Wort Gottes zu analysieren, zu systematisieren, weiterzugeben und Menschen darin zu unterweisen.
Jesus hatte diese Fähigkeit ganz gewiss. Erinnert ihr euch an die Straße nach Emmaus in Lukas 24, wo er die Schrift auslegte? Wisst ihr, was „auslegen“ hier bedeutet? Diermeneuo, das Wort, von dem wir „Hermeneutik“ ableiten, eine gründliche Interpretation; dia verleiht dem zusätzliche Intensität. Er interpretierte die Schrift gründlich. Das ist die Gabe des Lehrens, vollständig zu interpretieren, die Schrift gründlich zu interpretieren, sodass sie verständlich ist … ein systematisches „Füttern“ mit dem Wort Gottes.
Ich glaube wirklich, dass das die primäre Funktion eines Pastors ist. Es ist ungewöhnlich, dass ein Pastor sowohl ein Lehrer als auch ein Verkünder ist, aber ich glaube, er muss ein Lehrer sein, denn wenn er ein Pastor ist, ist er ein Ältester und über Älteste heißt es nicht, sie sind fähig, zu predigen und weiszusagen, sondern sie sind fähig, zu lehren. Ich glaube, die Hauptrolle eines Pastors besteht darin, ein systematischer Lehrer von Gottes Wort zu sein, seine Leute systematisch mit der Schrift zu „füttern“, die Bibel gründlich zu interpretieren –das ist die Auslegung der Bibel.
Aber ihr wisst genauso gut wie ich, dass es gelegentlich einen Pastor gibt, der nicht nur ein Lehrer ist, sondern auch ein Verkünder und ein Prediger – weil Gott das so gewollt hat – und dieser Pastor hat unter Umständen einen breiteren Dienst als nur die systematische Unterweisung seiner eigenen Herde. Aber wir müssen vorsichtig damit sein, denn wir dürfen nicht erwarten, dass alle Männer, die ihre Gemeinden leiten, notwendigerweise die Fähigkeit haben, in großem Rahmen zu verkündigen, zusätzlich zu der Lehre, zu der sie berufen sind und für die sie die Gabe erhalten haben. Wir sollten also nicht einen Pastor aus einer großen Gemeinde wie dieser nehmen und ihn zum Maßstab für alle anderen machen. Die Gnadengaben von Gott sind unterschiedlich und einzigartig.
Ein Pastor oder Ältester muss danach beurteilt werden, ob er seiner Gemeinde das Wort Gottes treu und systematisch auslegt oder nicht. Das ist der Knackpunkt. Und ich fürchte, nicht alle tun das. Eric Phyfe(?) sagte einmal: „Wenn das Arbeitszimmer ein Wohnzimmer ist, ist die Kanzel eine Zumutung.“ Wenn ihr die Gabe des Lehrens nicht habt, albert damit nicht herum, denn in Jakobus 3,1 heißt es: „Werdet nicht in großer Zahl Lehrer, da ihr wißt, das wir“ … was? „Ein strengeres Urteil empfangen werden.“ Stürzt euch nicht kopfüber in die Rolle des Lehrers hinein.
Lasst uns hier innehalten. Ich habe einfach das Gefühl, wir sollten die anderen Gaben nächstes Mal weiter behandeln.
Vielleicht haben wir eure Gabe nicht erwähnt. Ihr sagt: „Nun, ich bin kein Prediger. Ich glaube nicht einmal, dass ich ein Lehrer bin. Vielleicht bin ich jemand, der dient.“ Das ist gut. Das ist großartig, ebenso gut wie ein Lehrer, ebenso wunderbar wie Prediger zu sein. Seht ihr, es geht nicht darum, was ihr seid, sondern was ihr mit dem, was ihr seid, tut. Das ist richtig. Habt ihr das verstanden? Seht ihr, eure ewige Verdammnis wird nicht davon abhängen, ob ihr dieselbe Auswirkung auf die Welt habt wie Billy Graham. Bei der Frage eurer ewigen Belohnung geht es darum, ob ihr das meiste aus der Gabe gemacht habt, die Gott euch gegeben hat, denn er hat euch genauso gemacht, wie er es wollte. Habt ihr die Gabe genutzt, die Gott euch gegeben hat? Darum geht es – habt ihr sie voll ausgenutzt?
In gewisser Weise ist unser Gericht relativ. Nicht relativ in Bezug auf einander, aber relativ in Bezug auf das, wozu Gott uns befähigt hat und ob wir das getan haben oder nicht. Bringt euch selbst als lebendiges Opfer dar. Gebt euch einem erneuerten Sinn und erneuerten Willen hin und schätzt eure eigene Einstellung richtig ein. Seid ihr demütig dankbar für die Gabe, die ihr habt, und schätzt ihr sie nicht zu hoch und nicht zu gering ein? Ihr versteht sie. Versteht ihr, wie wichtig sie für den Leib Christi ist? Der Leib Christi kann ohne diese Gabe nicht funktionieren. Werdet ihr sie ausüben? Wenn ihr die Gabe des Predigens habt, werdet ihr predigen? Wenn ihr die Gabe des Dienens habt, werdet ihr dienen? Wenn ihr die Gabe der Lehre habt, würdet ihr bitte lehren?
Und lasst mich euch sagen, dass ihr kein offizielles Büro in der Gemeinde braucht, um irgendetwas davon zu tun. Ihr könnt einfach loslegen und das tun. Tut es. Wenn Gott euch die Gabe verliehen hat und will, dass ihr dient, müsst ihr euch lediglich zur Verfügung stellen, sofern ihr eure Gabe richtig eingeschätzt habt. Das ist so wichtig. Und nächstes Mal werden wir die anderen Gaben betrachten. Das wird in zwei Wochen sein, weil wir nächsten Sonntagabend eine Taufe haben. Dann werden wir sehen, wo der Rest hingehört. Das ist so wichtig. Ich sage euch, da liegt die wahre Freude – zu wissen, dass ihr das meiste aus eurem Leben herausgeholt habt.
Und manche von euch sagen: „Aber ich bin nur ein Kind … was soll ich tun?“ Ich möchte euch etwas sagen. Wenn ihr jetzt nicht die Bereitschaft zeigt, eure Gabe zu nutzen, werdet ihr den wahren Segen aufschieben, denn den könnt ihr erst erlangen, wenn ihr euch unter einfachen Umständen bewährt habt. Fangt jetzt an. Fangt jetzt an. Wie sieht euer Dienst aus? Womit dient ihr Christus? Was tut ihr momentan? Vielleicht ist es nur eine klitzekleine Sache, aber sie bereitet den Boden, und wenn ihr euch in kleinen Dingen treu erweist, wird Gott euch zum Herrn über Vieles machen und eure Nützlichkeit erweitern. Aber wenn ihr momentan nichts tut, schiebt ihr die ersten Schritte einfach auf.
Worin liegt euer Dienst begründet? Nutzt ihr eure Gabe? Ihr sagt: „Ich bin mir nicht sicher, was …“ Habt ihr Zeit damit verbracht, euch dem Herrn als lebendiges Opfer darzubringen und zu sagen: „Du kannst alles in meinem Leben haben, wenn du es willst, ich lege alles ab, wenn das dein Wunsch ist, ich gebe dir mein Leben. Ich will meine Gaben erkennen und sie für deine Ehre einsetzen.“
Das ist das Einzige im Leben, was zählt, denn das erbaut die Gemeinde und bringt dem Heiland Ehre.
[Gebet]
[1] [www.bibliotheka.orthpedia.de/…/StimmederOrthodoxie1992_4-5-Vision-Europa-mit-getrennten-Kirchen[1].pdf; S. 12]
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